Geschichte

Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Heilbrunn
Diözese Graz–Seckau, Dekanat Weiz
 
Der Wallfahrtsort Heilbrunn, auf 1032 m Seehöhe in der Oststeiermark gelegen, blickt auf eine Geschichte von mehr als 390 Jahren zurück. In dieser abgelegenen Gegend in den Wäldern der Herrschaft Waxenegg entstand an einer aus einem Felsen entspringenden Quelle ein Ort des Gebets, der inneren Einkehr und der Andacht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Heilbrunn immer mehr zu einem Wallfahrtsort mit überregionaler Bedeutung.
 
Um 1620
errichteten ansässige Bauern ein gemauertes Kreuz, in dem eine Marienfigur aus Ton gestellt wurde.
 
Ein erblindeter Holländer, der auch nicht durch ärztliche Hilfe wieder sehend gemacht werden konnte, fand im Gebet zur Mutter Gottes Kraft und Hoffnung. Im Traum hörte er eine Stimme zu ihm sprechen:
 
„Geh nach Steiermark in eine rauhe Gegend, welche Offenegg heißt, wo eine Marienstatue neben einem Brunnen steht. Dort wirst du sehend werden!“
 
Dieser Traum wiederholte sich zwei Mal, danach begab sich der Holländer auf die Reise, fand den Ort, wusch sich mit dem Quellwasser die Augen aus und erlangte sofort sein Augenlicht.
 
Noch heute kann man sehen, wie sich Gäste und Wallfahrer, die hierher zu uns kommen, sich die Augen am Gnadenbrunnen waschen.
 
Einige Zeit später erreignete sich ein weiteres Wunder: Hans Christof von Webersberg, der Besitzer von Waxenegg, litt an einer unheilbaren Krankheit. Anläßlich einer Jagd gelangte er an den Bildstock im heutigen Heilbrunn und legte dort ein Gelübde ab, nachdem er bei Genesung eine Kapelle anstatt des Bildstockes errichten werde. Aufgrund der Heilung wurde die Kapelle tatsächlich im Jahre 1672 errichtet.
Auch stiftete Webersberg eine Marienstatue; sie wurde 1674 geweiht und am Marktplatz in Anger aufgestellt. Im Jahr 1689 wurde diese Statue nach Heilbrunn gebracht, wo sie noch heute am Hochaltar unser Gnadenbild ist.
 
Aufgrund der geschilderten teilweise legendenhaften Ereignisse und wahrscheinlich auch aufgrund heute in Vergessenheit geratenen Gebetserhörungen wurde unser Ort rasch bekannt.
 
1715
Bau einer neuen Kapelle mit Unterstützung seitens Anger, nachdem die alte um 1700 baufällig geworden war.
 
1755
Errichtung eines einfachen Sakralbaues; in diese Filialkirche wurde die Muttergottesstatue gestellt.
 
Ab diesem Zeitpunkt wurde der Zustrom aus Nah und Fern nach Heilbrunn immer stärker. Die im Mirakelbuch verzeichneten Wunder, die Zahl der Kommunikanten und die Anzahl der gelesenen Messen nahmen in dieser Zeit von Jahr zu Jahr stark zu und wuchs daher die Bedeutung unseres Ortes. Dies vor allem durch den jährlich stärker werdenden Zustrom an Wallfahrern. Das Einzugsgebiet der Wallfahrer erstreckte sich zum größten Teil auf die Oststeiermark, wobei einzelne Votanten auch aus dem Mur- und Mürztal sowie aus dem Burgenland, aus Nieder- und Oberösterreich kamen. Der größte Teil der Wallfahrer stammte aus der näheren Umgebung (Anger, Birkfeld, Pischelsdorf, Pöllau, St. Ruprecht/Raab und Weiz). Um die gewaltigen Menschenmassen verköstigen zu können, wurde in dieser Zeit auch das heutige Gasthaus Bratl vlg. Lehofer errichtet. Um die Kirche waren zahlreiche Verkaufsstände etabliert, in denen Andachtsbildchen, Gebetsbücher, Rosenkränze sowie auch Knöpfe, Hosenträger und allerlei andere Waren des täglichen Gebrauchs angeboten wurden.
 
1756
wurde die Erlaubnis erteilt, täglich eine Messe zu lesen.
 
1757
Errichtung des Pfarrhofes
 
1772
wurde aufgrund des starken Andrangs der Pfarrhof vergrößert und erhielt die auch heute erhaltene Form.
 
1784
Verbot der Wallfahrt im Rahmen der Josefinischen Reformen
 
1787
Erhebung zur Pfarre nach Umfragen und Bittgesuchen an den Bischof und an Kaiser Josef II. und Grundsteinlegung am 26. Juli (Annatag) zum Bau der heutigen Pfarrkirche. Sie ist eine sogenannte Josefinische Saalkirche in schlichter, einfacher Ausführung. Der Bau ist einschiffig, das gesamte Volk sollte einen ungestörten Blick zur Kanzel haben, von welcher aus auch „weltliche“ Verlautbarungen, ganz im Sinne der Josefinischen Reformen verlesen worden sind und so möglichst viele „Untertanen“ erreicht werden konnten. Dies sollte dazu beitragen, ein modernes Staatswesen zu ermöglichen.
 
Somit steht das Wallfahrtsverbot und die Untersagung der Führung des Mirakelbuches nur scheinbar im Widerspruch zur Josefinischen Politik, in deren Zeitalter hier an diesem Ort der Marienverehrung eine Pfarre eingerichtet wurde.
 
Das Inventar der Kirche stammt zum größten Teil aus den im Zuge der Josefinischen Politik aufgelassenen Klöstern und Stiften.
 
Die Bevölkerung der betreffenden Teile der Pfarren Anger, St. Georgen, Birkfeld und St. Kathrein/O. hatten über eine Stunde Gehzeit in die jeweilige Pfarrkirche, was auch unter Kaiser Josef II. unerwünscht war, denn nach seinem Reformprogramm sollte niemand einen weiteren Weg als eine Gehstunde in seine Pfarrkirche haben; wohl vor allem aus dem Grund, möglichst viele Untertanen im Rahmen der Verlautbarungen nach der Heiligen Messe zu erreichen, im Rahmen derer auch Informationen und Aufrufe mit weltlichem Inhalt verlesen wurden. Die Pfarrgrenzen wurden den natürlichen Gegebenheiten angepaßt und blieben im Wesentlichen bis heute erhalten.
 
1790
Endgültige Fertigstellung der Pfarrkirche und des neuen Pfarrschulhauses.
 
1836
Konsekration des auch heute erhaltenen Hochaltares (der alte wurde zuvor abgetragen, da er vollkommen vermodert war). Geweiht wurde auch die Friedhofskapelle, die im Vorjahr errichtet worden war.
 
1893
wurde die Lourdesgrotte errichtet, nachdem Heilbrunn in einer Zeitschrift als „Steirisches Lourdes“ bezeichnet worden ist.
 
1905 - 1907
Meinungsverschiedenheiten zwischen der Gemeinde Naintsch und der Pfarre über die Besitzverhältnisse am Kirchplatz; nach einem Gerichtsverfahren konnte sich der Standpunkt der Pfarre durchsetzen, Eigentümerin dieses Platzes zu sein. Ausgelöst wurde diese Frage durch Marktfahrer und eingehobene Standgebühren; im übrigen spielen die Standln noch heute am Pfingstmarkt eine wichtige Rolle im Heilbrunner Jahreskreis.
 
1908
Aufstellung und Einweihung der neuen Kirchenorgel
 
1909
Restaurierung des Hochaltars
 
1914 - 1918
Im 1. Weltkrieg gibt es auch viele gefallene Heilbrunner, weiters mußten mehrere Glocken und sogar einige Orgelpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben werden.
 
1918 - 1938
In den Nachkriegsjahren wurden wieder Glocken durch großzügige Spenden Einzelner beschafft. Wirtschaftliche Not, aber auch zahlreiche Innovationen in Infrastruktur und Bildung prägten diese Zeit genau so wie ein blühendes Pfarrleben.
 
1938
Nach dem sogenannten „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich galten dessen Gesetze und dessen politisches System auch für Heilbrunn.
 
1939 - 1945
2. Weltkrieg - wieder gibt es unzählige Opfer in Heilbrunn: Tote, geopferte Glocken und unzählige Widrigkeiten durch die Kriegsnot.
1945
Ende des 2. Weltkriegs, Wiedererrichtung der Republik Österreich und Einmarsch der Roten Armee am 9. Mai 1945. In der Nachkriegszeit wurden dann wieder neugegossene Glocken nach Heilbrunn gebracht.
 
1955
Österreich erreicht durch den Staatsvertrag wieder die volle Souveränität.
 
1956
Der langjährige Heilbrunner Pfarrer Johann Grabner (im Amt von 1933-1956) stirbt und wird auf seinen Wunsch am Grazer Zentralfriedhof beigesetzt; von da an wirkt Pfarrer Josef Reisenhofer anfangs als Pfarrverweser, später als definitiver Pfarrer in Heilbrunn.
 
In der weiteren Nachkriegszeit ereignet sich ein Aufschwung in vielerlei Hinsicht: Wirtschaftswunder, tatkräftige und finanzielle Hilfe einer großen Zahl von Heilbrunnern, Zuwendungen aus der Diözese und zum Teil auch der öffentlichen Hand und nicht zuletzt die zahlreichen Spenden der Wallfahrer; nur auszugsweise sei hier an Investitionen erwähnt und an besondere Ereignisse hingewiesen:
 
1957
Elektrische Kirchenbeleuchtung
 
1960 - 1961
Neubedachung der Kirche
 
1968
Aufstellung des Volksaltares
 
1968 - 1970
Innen- und Außenrenovierung
 
1973
Neuerrichtung des Gnadenbrunnens
 
1974
Pfarrkanzlei- und Pfarrheimsanierung
 
1982
Heimatprimiz (Priesterweihe 1980 in Rio de Janeiro) von Siegfried Lang
Installation Lautsprecheranlage
 
1983
Elektrische Kirchenheizung
 
1985
Orgelsanierung
 
1986
Restaurierung beider Seitenaltäre
  
Weiters war das pfarrliche Leben in dieser Zeit mit sehr vielen Gottesdiensten im Jahreskreis und reichhaltigen Feiern und Zeremonien im Jahreslauf gekennzeichnet, auch auf die religiöse Ausbildung der Jugend wurde größtes Augenmerk gelegt, dabei waren stets weite Teile der gesamten Pfarrbevölkerung einbezogen.
 
1987
Feierlichkeiten 200 Jahre Pfarre Heilbrunn
Herausgabe einer Festschrift und Errichtung eines Jubiläumsbildstockes
 
1989
Feierlichkeiten 300 Jahre Gnadenbild mit Errichtung eines Jubiläumsbildstockes an der Kirchenaußenmauer
 
1999
Große Kirchenrenovierung
 
2000
Anschaffung neuer Kreuzwegbilder
Aufstellung einer Florianistatue
Restaurierung des Kirchturmkreuzes
 
2001
Auflage eines Kirchenführers
 
2002
Pfarrer Reisenhofer verstirbt und wird in Heilbrunn beigesetzt; seit dieser Zeit ändert sich das Pfarrleben einschneidend, da von nun an Heilbrunn als Mitglied des Pfarrverbandes Anger – Heilbrunn – Puch den gemeinsamen Pfarrer Geistl. Rat Mag. Johann Leitner mit der Pfarre Anger und in weiterer Folge auch mit der Pfarre Puch teilen muß. Es sind nun die Ehrenamtlichkeit und die Mitglieder des Pfarrgemeinderates in besonderer Weise zur Gestaltung des Pfarrlebens gefragt. Wertvolle Unterstützung zu den Feiern der Sonntagsgottesdienste und der Feiertage erhält unsere Pfarre durch zahlreiche Aushilfspriester aus dem Dekanat aber auch von weiter her.
 
Neugestaltung des Kirch- und Dorfplatzes durch die Gemeinde Naintsch
Restaurierung des Gnadenbrunnens und der Brunnenskulptur
 
2003
Kirchenaußenrenovierung
Segnung des neu gestalteten Kirch- und Dorfplatzes durch Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari
Auflage von Bronzereliefs "Mariä Heimsuchung" 
 
2004
Orgelrestaurierung
Chorraumerneuerung
 
2005
Errichtung des Kinder-Ikonenweges (einzigartig in Österreich)
Renovierung der Friedhofskapelle
Silbernes Priesterjubiläum von Geistl. Rat. Mag. Johann Leitner und Pater Siegfried Lang
Der Pfarrverband und die Pfarre werden in der Rubrik "Pfarrportrait" im Sonntagsblatt vorgestellt
 
2006
Primiz von Mag. Johannes Lang
Erneuerung der Lautsprecheranlage
 
2008
Asphaltierung des Friedhofshauptweges
Neugestaltung von Taufort und Schriftenstand
 
2009
Verkauf des Pfarrhofes durch das Ordinariat an die Gemeinde Naintsch
 
2010 - 2011
Sanierung des Pfarrhofes durch die Gemeinde Naintsch mit Schaffung eines Musikerheimes, einer Wohnung und einer öffentlichen WC-Anlage
Neugestaltung der Pfarramtsräumlichkeiten
 
2011
Beleuchtung des Friedhofshauptweges
 
2012
Eröffnung des umgebauten Pfarrhofes mit Räumlichkeiten für die Pfarre
Neuerrichtung des Friedhofskreuzes
Restaurierung der Mauthubert-(Mautmini-)Kapelle
 
2013
Erstellung einer Homepage
Einbau einer automatischen Öffnungs- und Schließanlage in die Kirchentür
Aufstellung eines Holzpultes in der Kirche mit einem Buch zum Eintrag von Fürbitten
ORF-Übertragung des Gottesdienstes am 8. Sept. 2013
Verein "Zukunftsforum Heilbrunn" wird gegründet
 
2014
Lange Nacht der Kirchen
Neueröffnung des als Rundweg umgestalteten KinderIkonen-(Wallfahrer-)Weges
Innenrenovierung des Gotteshauses
Arbeiten:        Gesamte Elektrik erneuert
                       Zusätzliche Infrarotheizung
Beleuchtung:  Luster renoviert, gereinigt und erweitert
                       Altarraum mit neuen Strahlern ausgeleuchtet
Beschallung:   Erweitert auf Außenlautsprecher mit Funkmikrofon
Besser Hören: Einbau einer Induktionsschleife (Männerseite) für Hörgeräteträger
Färbelung:       Gesamte Kirche neu ausgemalt, inklusive Sakristei
Restaurierung: Hochaltar sowie beide Seitenaltare neu restauriert
sowie Anschaffung neuer Läufer für gesamten Kirchenraum
 
2015
Reinigung der Orgel
Aufstellung des Volksaltares samt Ambo aus der Pfarrkirche Birkfeld
 
2016
Friedhof wird neu gestaltet.
(Die Umfriedungsbäume werden entfernt und durch einen Almenland-Bänderzaun ersetzt;
der Müllplatz wird komplett neu gestaltet.)
Die Neugestaltung ergibt einen schönen Bergfriedhof.
 
2017
Sanierung von Feuchtigkeitsschäden im Altarbereich der Pfarrkirche
Sanierung der Kirchenstiege bzw. des Zugangsbereiches zur Kirche
Eröffnung und Segnung des HeilBrunnWeges
 
2018
Friedhofskapelle (Aufbahrungshalle) innen und außen saniert (Malerausbesserungsarbeiten)
Erneuerung von zwei Brunntrögen im Friedhof
 
2019
Restaurierung der Gnadenbrunnen-Skulptur
Nordseitige Außenfassade der Kirche geweißt
 
2020
Errichtung eines Denkmales (Wassertropfen) 400 Jahre Wallfahrtsort Heilbrunn
Neuauflage des Kirchenführers
Herausgabe einer Festschrift "400 Jahre Wallfahrtsort Heilbrunn 1620-2020"
 

Unser Pfarrer, unsere Pfarrsekretärin, unsere Pfarrhelferin, die Mitglieder des Pfarrgemeinderates, unser Pastoralassistent und vor allem die sehr zahlreichen Ehrenamtlichen sorgen mir allen ihren Kräften unermüdlich für die Stärkung des Pfarrlebens, der Wallfahrt und der Seelsorge.

Möge Heilbrunn weiterhin ein Ort der Verehrung unserer Gottesmutter, ein Ort der Begegnung sein, an dem Kraft geschöpft werden kann für Einheimische, Wallfahrer und Fremde vom Himmlischen Vater und unserer lieben Frau.